Leserbrief von Daniela Steinrode zu digitalen Medien im Unterricht

Veröffentlicht am 16.04.2019 in Allgemein

Leserbrief zum Leserbrief „Hochtrabend und mit viel heißer Luft“

 

Das Internet und mit ihm digitale Medien sind faszinierende Erfindungen, die Fluch und Segen mit sich bringen. Sie sind allgegenwärtig, und weder aus unserer geschweige denn aus der Lebenswelt zukünftiger Generationen wegzudenken. Viele Kinder und Jugendliche verbringen in ihrer Freizeit sehr viel Zeit am Tablet, spielen Computerspiele, surfen oft ungefiltert im Internet oder tauschen stundenlang mit dem Smartphone Nachrichten aus. Diese Entwicklung darf als durchaus besorgniserregend wahrgenommen, und ihr muss entgegengesteuert werden.

 

Es ist wichtig, analoges Lernen zu fördern und einzufordern wie beispielsweise handschriftliches Arbeiten und die Auseinandersetzung mit Büchern. Lernen mit Herz, Hand und Verstand darf nicht vernachlässigt werden, da hier wichtige Prozesse im neuronalen Netzwerk des Gehirns ablaufen. Die Vogel-Strauß-Methode gegenüber der digitalen Welt hilft hier langfristig dennoch nicht weiter: Wir als Schule aber auch als Erziehungsberechtigte müssen Verantwortung übernehmen und uns mit einer veränderten, digitalisierten Gesellschaft auseinandersetzen – und wir müssen beide Aspekte dringend sinnvoll miteinander verknüpfen. Darüberhinaus sind verblüffenderweise genau diese Kinder jedoch trotz ihrer Affinität zu digitalen Medien keinesfalls Computerexperten und größtenteils nicht einmal in der Lage, zu Beginn von Klasse 5 (z.B. am Gymnasium – für diese Schulart kann ich als Gymnasiallehrerin sprechen) einfache Prozesse am Computer auszuführen wie etwa ein Word-Dokument zu öffnen oder gar eigenhändig ein solches zu erstellen. Diese grundlegenden Dinge sollten sie laut Lehrplan aber an der Grundschule gelernt haben. Das gelingt nur, wenn diese Schulart endlich flächendeckend digital vernünftig ausgestattet wird und die dort überaus engagierten Kolleginnen und Kollegen in ihrem Bildungsauftrag umfassend unterstützt werden. Die Rolle der schulischen Bildung muss ebenfalls neu definiert werden. Schule hat die Aufgabe, junge Menschen zu bilden und sie auf dem Weg zum Erwachsenwerden zu begleiten. Auch und gerade im Bereich der digitalen Bildung fällt der Schule eine zunehmend wichtige Rolle zu: sie muss Kinder und Jugendliche in den Gefahren des Internets schulen, sie gegen Cybermobbing und für den sicheren Umgang mit Daten stärken, sowie sie im richtigen und gefahrenfreien Umgang mit diesem Medium anleiten. Wir können und dürfen die jungen Menschen hier nicht alleine lassen. Dies geschieht jedoch genau dann, wenn wir digitale Medien aus der schulischen Bildung unserer jungen Generation verbannen und so tun, als ob es uns nichts anginge.

 

Daniela Steinrode, Gymnasiallehrerin

Nagold-Vollmaringen

 

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