Erklärung von Oberbürgermeister Dr. Rainer Prewo MdL am 04. März 2008 im Gemeinderat

Veröffentlicht am 16.06.2008 in Reden/Artikel


Meine sehr verehrten Damen und Herren,
in rund neun Monaten endet meine zweite Amtszeit als Oberbürgermeister.
Ich werde dann 63 sein. Ich habe mir deshalb in den letzten Wochen überlegt, ob es sinnvoll ist, in diesem Alter noch einmal für eine neue Amtszeit anzutreten. Die Entscheidung war schwierig, und ich habe lange geschwankt, was richtig ist. Ich möchte Ihnen heute, auch nach eingehender Beratung mit meiner Frau, sagen, dass ich am 30. November 2008 aufhören möchte und mich also nicht für eine weitere Amtszeit bewerbe.

Alle wissen – und besonders die Gemeinderäte, die mich ja besonders gut kennen, wissen es –, dass ich dieses schöne Amt mit großer Freude, ja mit Leidenschaft ausgeübt – und ich hoffe: auch ausgefüllt habe, und ich werde es bis zu meinem letzten Amtstag so ausüben. Mit der großartigen Mannschaft der Nagolder Stadtverwaltung, mit dem Gemeinderat, der – ich kann es nur immer wieder sagen – über Parteien hinweg für das Wohl der Stadt eintritt, mit den Ortschaftsräten unserer Teilgemeinden fällt das Aufhören nicht leicht.

Auch meine Wahl in den Landtag vor knapp zwei Jahren hat an meinem Einsatz für die Stadt nichts geändert. Das wäre mich auch nicht diskutabel gewesen. Frau Länge hat mich dabei mit ihren Ideen und ihrem Fleiß sehr unterstützt. Dennoch ist die Belastung groß. Man wünscht sich, von irgendwo her noch weitere Energiekörner holen zu können, die man für die eine und für die andere Aufgabe verbrennen kann.

Kürzlich hat mich meine Landtagsfraktion zum Sprecher für Wirtschaftspolitik gewählt. Wirtschaftspolitik ist in der SPD ist ein interessantes, spannendes Feld, ein Arbeitsfeld mit Herausforderungen nach außen und innen. Und als Abgeordneter bin ich ja bis 2011 gewählt. Was dann ist, wird man sehen. Jedenfalls werde ich mich in Stuttgart nach meinen Kräften für unseren Raum des Nagoldtals einsetzen.

Die Stadt Nagold ist, wie man heute zu sagen pflegt, gut aufgestellt. Mit unserer starken mittelständischen Wirtschaft, mit dem Engagement der Bürgerinnen und Bürger, den Vereinen, mit dem starken Handel, mit den öffentlichen Einrichtungen, den Entscheidungen des Gemeinderats und der Ortschaftsräte in den letzten fünfzehn Jahren hat sich die Stadt eine ansehnliche Position erarbeitet.

Die Landesgartenschau 2012 ist auf einem guten Weg. Die Konzeption, die schon unserer Bewerbung zugrunde lag, ist im Gemeinderat, in der Bürgerschaft und in der Fachwelt unumstritten. Sie hat sich im großen Wettbewerb der Landschaftsarchitekten 2007 nochmals bewährt und bestätigt. Die operative Vorbereitung ist im Zeitplan. Wir werden im Sommer die Rahmenplanung beschließen und den Finanzrahmen festlegen. Im Herbst werden wir mit der Fördergesellschaft des Landes die Gartenschaugesellschaft Nagold gründen. Die erste Tranche der Fördermittel steht zum Abruf bereit. Mit dem Ministerium für Ländlichen Raum, dem Regierungspräsidium und dem Landratsamt besteht bestes Einvernehmen. Der Grunderwerb erfolgt planmäßig. Die Bürgerschaft wirkt großartig mit, das hat der gestrige Abend abermals gezeigt. Wir haben ein verantwortliches Team gebildet, das Kernprojektteam unter Leitung von Ute Schönmetzler, dem auch der OB und der BM angehören und das nach Methoden des modernen Projektmanagements arbeitet. Es hat Autorität in der Verwaltung, bei ihm laufen die Fäden zusammen.

Deshalb ist es, glaube ich, kein schlechter Zeitpunkt für einen Wechsel – und für die Bürgerinnen und Bürger, das Amt Ende des Jahres in die jüngeren Hände einer Nachfolgerin oder eines Nachfolgers zu legen.

Am Sonntag abend habe ich ein wenig in den überlieferten Briefen des römischen Dichters Horaz an seinen Gönner Mäcenas gelesen. In einem der letzten Briefe bittet Horaz seinen Gönner um Verständnis, dass er von der Rolle des Hofdichters entbunden werden möchte. Natürlich vermesse ich mich nicht des Vergleichs mit einem kaiserlich-römischen Hofdichter. Doch wenn ich den Gemeinderat und die Bürgerschaft als meine Mäzene betrachten darf, dann darf ich die Worte vielleicht auch auf mich übertragen. In der Übersetzung des schwäbischen Dichters Christoph Martin Wieland:

Du, dem mein erstes Lied gewidmet war/
Und nun auch meiner Muse letzte Frucht gebührt/
Auch mir, Mäcen, raunt oft, ich weiß nicht welche Stimm ins Ohr:/
„Sei klug, und spann den alten Renner noch/
In Zeiten aus, bevor er auf der Bahn,/
Wo mancher Sieg ihn kränzte, lahm und keuchend/
Die Lenden schleppt und zum Gelächter wird.“