Einbürgerung attraktiver machen - zu den rückläufigen Einbürgerungszahlen

Veröffentlicht am 18.05.2009 in Kommunalpolitik

Es war im Jahre 1983. Ich war 13 Jahre alt. Ein Jahr zuvor hatte Helmut Kohl die Bundestagswahl gewonnen und ist zum Bundeskanzler gewählt worden. Er hat die Wahl mit der "geistig moralischen Wende" für sich entschieden. Ein Teil dieser Wende war die sogenannte "Rückkehrpolitik". Ein Jahr danach machte uns die Ausländerbehörde ein monetäres Rückkehrangebot.

Trotz dieses Angebotes sorgte mein Vater dafür, dass fast seine gesamte Familie Anfang der neunziger Jahre eingebürgert würde.
Gerade für die 1. und 2. Generation ist es schwierig, eine Einbürgerung zu beantragen, wenn ihnen fast zwei Jahrzehnte, dass Gefühl gegeben worden ist, deine Heimat ist nicht Deutschland. Daher habe ich großen Respekt vor der Einbürgerungsentscheidung meines Vaters.
Ich begrüße die öffentliche Übergabe der Einbürgerung durch die Kanzlerin. Dies zeigt doch, dass die CDU-Spize mittlerweile sich von der "geistig moralischen Wende" abgewandt hat.
Einbürgerung ist für mich die beste Form der Integration. Denn sie postuliert Rechte und Pflichten.
Die rückläufigen Einbürgerungszahlen sind allerdings alarmierend. Dies kann daran liegen, dass Deutschland als Einbürgerungsland unattraktiv ist.
Uns fehlt es an interkultureller Kompetenz, um mehr Ausländer für die Einbürgerung zu begeitstern. Interkulturelle Kompetenz bedeutet für mich, verschiedene Kulturen entdecken zu wollen, sich in diesen auszukennen und wohlzufühlen.
Der Erwerb der interkulturellen Kompetenz ist ein langwieriger Prozess. Es fängt bei der Erziehung unserer Kinder an. Aber Erziehung braucht Vorbilder.

Gerade lokale, kommunale Vorbilder können Einbürgerungsentscheidungen stark beeinflussen. Eine Massnahme, um den Einbürgerungsrückgang zu stoppen, wäre eine feierliche, öffentlich wirksame Überreichung der erworbenen deutschen Staatsbürgerschaft. Ich empfinde die deutsche Staatsbürgerschaft als etwas sehr tolles und dessen Erwerb sollte man feiern. Danke Frau Bundeskanzlerin, dass Sie dieses Zeichen gesetzt haben. Jetzt sind die Länderregierungen und Kommunalverwaltungen dran.
Abdülselam Dal